Uffgerappelt…mitgedappelt! – Teil 3

Carmen Kloe ist Kundin bei uns und hat nachgefragt, ob wir sie für den Sky Run, einen Treppenhauslauf im Frankfurter Messeturm, sponsorn würden. Das wollten wir in der Tat unbedingt, und Carmen ist so lieb, uns mit ihrem spannenden Trainingstagebuch zu motivieren. Teil 1 ist schon online, ein Interview mit Carmen könnt Ihr hier lesen, Teil 2 hier, und nun folgt Teil 3!

03.06.2015

Weniger ist mehr…..

Dass da etwas Wahres dran ist musste ich leider die letzten Wochen mal wieder feststellen.

Es ist eine Tatsache dass ich gerne dazu neige zu übertreiben, zu viel zu machen. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe will ich es richtig machen, mein Ziel erreichen. Dann bin ich zu 100% bei der Sache und schweife gerne auch mal ins Extreme ab.

Das ist sehr ausgeprägt im Sport, in der Ernährung und auch bei meinem Hund 🙂

Im Grunde nichts schlechtes, aber manchmal eben zu viel des Guten.

Ich hab die letzten Wochen sehr viel trainiert. Für meinen Körper etwas zu viel 🙁

Leider vergesse (oder verdränge) ich immer wieder dass ich keine 25 und auch keine 35 mehr bin. Ich habe immer noch nicht ganz eingesehen dass der Körper, je älter er wird, längere Erholungsphasen benötigt. Gerade nach intensiven Trainingseinheiten.

Die Crossfit Trainingseinheiten sind für mich immer sehr intensiv und fordern mich. Besonders wenn wir, wie vor ein paar Wochen, maximal Krafttests machen.

Da ich auf Grund meiner Schulter mich mit schwerem Training für den Oberkörper etwas zurücknehmen muss, lag da mein Hauptaugenmerk auf den Beinen. Ich hab bei den Deadlifts und den Backsquats alles gegeben was ging.

Und das merke ich bis heute! Ich hatte danach extremen Muskelkater. Natürlich habe ich weiter trainiert. Schließlich steht ein Wettkampf an. Pause machen geht nicht.

Also weiter fleißig Lunges, Treppensteigen, Laufen, Crossfit. Und dadurch dass ich mit meinem Hund auch noch viel unterwegs bin, kamen meine Beine quasi nie zur Ruhe. Fazit ist ein leichter bis starker Dauermuskelkater.

Dass auch mein restlicher Körper so langsam ermüdete, konnte ich dann eine Woche vor dem Messeturm-Training feststellen.

Das war an einem Sonntag. Ein 10km-Lauf mit der Crossfit Truppe war angesagt. Kombiniert mit Sprints.

An Sprints war bei mir nicht zu denken, also lief ich ein gleichmäßiges Tempo, gemächlich.

Ich hatte morgens schon keine richtige Motivation überhaupt mit zu laufen. Während des Laufes hatte ich dann das Gefühl meine Beine wären in Blei gegossen. Sie waren schwer und müde. Der Lauf war eine einzige Quälerei und ich war froh als er zu Ende war. Das anschließende Dehnen war sehr schmerzhaft. Da war mir klar: Du brauchst Pause!!!

Auch hatte ich einen unbändigen Kohlehydrat Hunger und hätte am liebsten Nudeln & Co. Tonnenweise in mich reingeschaufelt. Ich war müde, schlapp, unmotiviert. Ich war im Übertraining!!!

Etwas was ich von früher nur zu gut kenne.

Vor Trainingspausen hatte ich immer Angst. Angst Muskelmasse zu verlieren, nicht mehr reinzukommen. Aus dieser absolut unbegründeten Angst heraus habe ich fast Pausenlos trainiert. An den Tagen an dem kein Krafttraining dran war habe ich Cardio gemacht. Sogar im Urlaub habe ich trainiert. Ich bin immer dorthin gefahren wo man auch trainieren konnte. Überwiegend in die USA. Dort bin ich in die Studios und habe auch im bekanntesten Outdoor-Gym am Venice Beach in L.A. trainiert. Dort kommt man sich auf Grund der Schaulustigen am Zaun zwar vor wie in einem Affenkäfig im Zoo, aber es war ein Erlebnis das ich nicht missen möchte! 🙂

Dass ich im Übertraining bin habe ich früher daran gemerkt dass sich nichts mehr tat und ich sogar zunahm. Der Körper kann sich nicht regenerieren, lagert ein und wenn es ganz schlimm kommt nimmt er sich Energie aus der Muskelmasse. Es hat also genau den gegenteiligen Effekt. Man nimmt Fett zu und baut Muskelmasse ab.

Spätestens dann habe ich zähneknirschend eine Zwangspause eingelegt.

Tja, und irgendwie bin ich mit den Jahren nicht schlauer geworden und hab den gleichen Fehler wieder gemacht.

Also habe ich mir nach diesem Sonntags-Lauf eine kleine Zwangspause befohlen. 2 Tage habe ich bis auf langsame, gemütliche Spaziergänge nichts gemacht.

Es gab leichte Dehnungsübungen und Lockerungen mit der Black Roll (die sehr schmerzhaft waren) und auf meiner Vibrationsplatte.

Rollen der vorderen Beinmuskulatur mit der Black Roll
Lockern der hinteren Bein- und der Wadenmuskulatur auf der Vibrationsplatte

Mittwochs war ich wieder im Crossfit und danach wieder 2 Tage Pause mit Dehnung, Black Roll und Vibrationsplatte.

So wurde es langsam etwas besser.

Meinen Kohlehydrat Hunger habe ich natürlich NICHT mit Nudeln & Co befriedigt. Ich habe viel mit Kochbananenmehl und Chiasamen experimentiert und mir daraus Brötchen und Brot gebastelt.

Am Samstag den 23.05. war dann Trainingstag im Messeturm!

Messeturm Frankfurt

Als wir dort ankamen kam uns ein älterer Herr entgegen (der wie ich dann später erfuhr 74 Jahre alt war!), in Sportbekleidung. Ich fragte ihn „ Na, haben Sie es schon hinter sich?“  Die Antwort haute mich fast um. „Ja, ich bin 2x hochgelaufen. Letztes Jahr waren es 7x“. Meinen Gesichtsausdruck könnt ihr euch ja vorstellen! Alleine die Vorstellung 2x 1202 Stufen hintereinander hoch zu laufen ist schon absurd. Aber 7x????? Du lieber Gott! Ich stufe mich schon als sportlich und fit ein, aber so fit bin ich anscheinend doch nicht.

Nun gut. Im Messeturm hat dann Herr Lederer, der Organisator, noch einige Anweisungen gegeben und dann ging es los.

Ab ins Treppenhaus! Die ersten Stufen gingen problemlos und die ersten Stockwerke waren schnell geschafft. Auf den kurzen geraden Stücken konnte ich noch rennen. Dann hat sich so langsam bemerkbar gemacht was fehlte: LUFT! Klar, es ist ein Treppenhaus in einem Hochhaus! Und was gibt es da nicht? FENSTER!!! Es fehlt also frische Luft. Und das machte sich spätestens im 20. Stockwerk sehr deutlich bemerkbar! Die Beine spielten mit. Klar, ich merkte sie, aber ich konnte immer noch Problemlos 2 Stufen auf einmal nehmen. Aber ich hatte das Gefühl ich brauche mehr Luft!

Die geraden Stücke ging ich nun, an schneller Laufen war nicht mehr zu denken.

Dazu kam dass es kontinuierlich rechts herum ging. Da machte sich bei mir nach einiger Zeit ein leichtes Schwindelgefühl breit. Ich kann allerdings nicht sagen ob es vom Luftmangel oder von der Laufrichtung kam.

Ich kämpfte mich nach oben. Allerdings muss ich sagen, hätte ich zwischendrin und spätestens im 50. Stockwerk noch einmal Gas geben können. Ich habe mich aber bewusst zurückgenommen. Ich wollte mich an dem Tag nicht komplett ruinieren 🙂

So bin ich mit einer Zeit von 12:48 oben angekommen. Und oben merkte ich dann erst richtig dass mir die Luft gefehlt hat. Meine Lunge brannte und ich musste dauernd husten.

Angekommen im 61. Stockwerk
Meine Zeit

Geschafft!!! Und gar nicht mal so schlecht! Allerdings will ich am Rennen selbst die Zeit noch etwas verbessern. Wenn es denn möglich ist.

Dann wird es im Treppenhaus noch voller sein, und man muss evtl. ausweichen oder selbst Platz machen. Und der Start liegt 30m außerhalb des Messeturms. Wird also schwer sich zu verbessern, aber ich versuche es.

In meinem ersten Teil schrieb ich ja von dem WOD 15.2 der Cry me a River Challenge. Das hatte mich auch unglaublich angestrengt. Da hatte ich ja auch nach Luft gerungen, mit leichtem Schwindel zu kämpfen. Und der Vergleich dass ich mich genauso nach den 61 Stockwerken fühlen werde, war gar nicht so verkehrt! Ich denke am Rennen selbst werde ich mich sicherlich danach genauso fühlen wie nach dem 15.2!

Mit dem Fahrstuhl ging es dann wieder nach unten. Drin stand auch ein kleiner Junge mit seinem Vater. „Bist du auch hochgelaufen?“ fragte ich ihn „Ja, ich hab 12min 43 gebraucht“

„Dann warst du ja schneller als ich!!! Wie alt bist du denn?“ Und er „7“.

Na prima dachte ich. Ein 7 jähriger läuft die 1202 Stufen schneller hoch und ein 74 jähriger rennt mal eben locker (in einer Zeit von 12:47 wie ich später erfahren hab) die 61 Stockwerke 2mal hoch!

Da fühlt man sich ganz schnell geerdet und hat das Bedürfnis an seiner Fitness zu arbeiten 🙂

Als ich dann unten war ist mein Freund gestartet. In der Zeit in der ich gewartet habe kamen auch einige Feuerwehrleute zum trainieren. Am Lauf starten ja auch Feuerwehr Teams. Diese Teams müssen mit kompletter Montur starten. D.h. in den feuerfesten Hosen und Jacken, mit Helm, Sauerstoffflasche auf dem Rücken und Sicherheitsschuhen. Die Elite Teams müssen darüber hinaus noch die Sauerstoffmaske tragen! RESPEKT!!!! Mir war schon alleine bei dem Anblick warm! Die Vorstellung in den Klamotten 61 Stockwerke hoch zu gehen….nein, ich will es mir gar nicht vorstellen.

Ich musste dann auch feststellen, das es wohl noch mehr Verrückte gibt die mehrmals nach oben laufen. Auch an dem Tag sind einige, nachdem sie unten waren, gleich nochmal hoch. Einer davon sogar mit einem 10kg Rucksack auf dem Rücken. Also mir hat ein Trainingsdurchgang gereicht 🙂

Mittlerweile war mein Freund wieder unten. Völlig fertig und nach Luft schnappend. Auch er hatte das Problem mit der fehlenden Luft. Aber er hatte auch richtig Gas gegeben! 9:17!!!!! Eine Wahnsinnszeit!!!! Er will sie  zwar noch verbessern, aber ich finde das ist schon der Hammer! Wenn er die wiederholen kann liegt er nach der Vorjahresrangliste in seiner Altersklasse auf Platz 8!!! Wahnsinn!

Und er sagte er müsse unbedingt kurz vor dem Lauf etwas essen, da die Speicher unglaublich schnell leer sind nach ein paar Stockwerken. Und damit liegt er richtig!

Dieser Tag war also für uns sehr aufschlussreich, sehr wichtig. Denn jetzt wissen wir, dass der Lauf sehr kräftezehrend ist und wir uns unbedingt ein paar Energieriegel einpacken müssen. Und dass unser Training bisher zwar richtig, aber nicht ausreichend war.

Die Beine waren bei uns beiden super. Da hat unser Training also gepasst und werden es fortführen.

Aber die Kurzzeitausdauer, die müssen wir verbessern. Insbesondere ich. Aber wie können wir so eine extreme Situation simulieren?

Ich wusste wie. Wir haben unser Laufband im obersten Stock, also unterm Dach stehen. Dort ist die Luft immer etwas stickig und wir öffnen ein Fenster beim Laufen. Das bleibt jetzt zu! Und dann wird bei höchster Steigung (15%) das schnellstmögliche Tempo gelaufen und so lange wie möglich gehalten. Das ist unglaublich anstrengend! Mein Freund schafft es 10min. durchzuhalten. Ich muss zwischendrin immer wieder reduzieren. Ich merke immer noch meine Beine. Aber ein paar Tage habe ich noch. Und ich bleibe dran. Aber ich darf auch nicht das Dehnen, die Black Roll und die Lockerung auf meiner Vibrationsplatte vernachlässigen.

Die Tage sind also neben der Arbeit wieder vollgepackt mit Training und Regeneration.

Bis zum 14.6.! Dann wird alles rausgehauen was geht 🙂

Und danach kommt dann mein letzter Bericht in dem es sicher auch wieder viel zu erzählen gibt!

HOLD ON!!!!

Liebe Carmen, vielen herzlichen Dank für diesen neuen spannenden Bericht! Super, super interessant – insbesondere die Auswirkungen des Übertrainings und das Simulieren der Extremsituation im Messeturm. Sehr motivierend, sehr beeindruckend! Wir sind schon total gespannt, wie es am 14.6. wird! Daumen sind fest gedrückt. 🙂

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